Das Restaurant Gmaandhuus 8213 setzt auch beim Trinken auf Regionalität: Auf der Weinkarte finden sich fast nur Schaffhauser Weine. Wie kommt das bei den Gästen an?
Restaurants landauf, landab setzen auf eine Küche mit regionalen Zutaten. Bei der Weinkarte hört dieses Bestreben jedoch oftmals auf. Nicht so im «Gmaandhuus 8213» in Neunkirch, Schaffhausen: Fast alle rund 40 Weine auf der Karte stammen aus der Region.
Dahinter steht Gastgeber und Geschäftsführer Marco Rüedi. Im Klettgau aufgewachsen, hat er lange Zeit bei der Post gearbeitet. Dann hat er als Quereinsteiger die Hotelfachhochschule absolviert – und empfängt nun seit acht Jahren mit grosser Leidenschaft Gäste in seinem Lokal.
Marco Rüedi, was macht für Sie eine gute Weinkarte aus?
Die Abwechslung und Vielfalt. Ich probiere gerne einmal einen ausländischen Wein. Bei uns im Restaurant setzen wir aber auf Regionalität. Davon hört man überall viel, beim Wein wird sie jedoch nicht immer gelebt. Das finde ich schade.
Ihnen ist Abwechslung wichtig, gleichzeitig setzen Sie fast nur auf Schaffhauser Weine – ist das kein Widerspruch?
Die hiesigen Kellereien keltern abwechslungsreich und die Weinstile kommen ganz unterschiedlich daher. Die Klimaerwärmung hat den Vorteil, dass heute auch Rebsorten wie Malbec und Merlot angebaut werden können. Früher waren Blauburgunder und Riesling-Silvaner die unbestrittenen Hauptsorten. Das ist auch heute noch so, aber es gibt jetzt viel mehr Spezialitäten.
Was zeichnet die Schaffhauser Weine aus?
Sie sind sehr interessant und qualitativ auf einem super Niveau. Manchmal sage ich: Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken – darum trinken wir nur Schaffhauser Wein.
Wie reagieren die Gäste auf Ihre Weinkarte?
Manche fragen: Huch, gibt es da bloss Schweizer Wein? Meist kann ich die Gäste davon überzeugen, dass die Weine nicht mehr so sauer sind, wie sie vielleicht vor 20 oder 30 Jahren waren.
Sie müssen mit alten Vorurteilen aufräumen?
Die gibt es tatsächlich immer noch. Wenn ich ihnen dann einen vollmundigen Wein mit viel Charakter ausschenke, ist der Schaffhauser Wein rehabilitiert (lacht).
Weshalb ist es Ihnen wichtig, die Weine hiesiger Winzerinnen und Winzer anzubieten – mit dem Risiko, nicht jedem Geschmack zu entsprechen?
Ich sehe kein Risiko, dass bei uns weniger Wein getrunken wird. Ausserdem arbeiten in der Region so viele Menschen in den Rebbergen. Wenn sie spüren, dass die Gastronomie das Lokale vertritt, besuchen sie einen eher. Das ergibt Möglichkeiten, sich besser zu verknüpfen.
Es geht Ihnen auch um die Zusammenarbeit zwischen Gastronomie und Weinbau?
Unbedingt. Früher hatte ich einen Prosecco auf der Karte. Bis ich mich gefragt habe: Ich setze überall auf lokale Weine, warum nicht auch hier? Klar ist der Schaffhauser Schaumwein zwei, drei Franken teurer. Dafür stärke ich damit wiederum die Region.
Wie wählen Sie neue Weine aus?
Sehr viel läuft auf der persönlichen Ebene. Ende August findet jeweils die Schafuuser Wiiprob statt. Da kann man die Weine von 30 bis 40 Winzerinnen und Winzern degustieren. Das ist jeweils ein strenger Abend (lacht). Wenn mich etwas interessiert, mache ich mir eine Notiz und gehe später im Keller vorbei.
Vermissen Sie manchmal in anderen Restaurants eine lokale Weinauswahl?
In einer Pizzeria finde ich es okay, dass die auch italienische Weine haben. In einer Weinregion dagegen dürfte das Lokale besser vertreten sein.
Wie könnte man das verbessern?
Der Gast muss flexibel sein und sich darauf einlassen. Und als Gastgeber braucht es etwas Mut und die Einstellung, das einfach zu machen. Wenn es nicht funktionieren würde, hätte ich meine Weinkarte längst umgestellt. Doch das ist nicht nötig.
Aktuelle Mitteilungen zu den Schweizer Weinen und exklusive Reportagen.
Um unsere Website zu besuchen, müssen Sie das gesetzliche Mindestalter zum Konsum von Alkohol in Ihrem Wohnsitzland haben.