Der Januar ist da, und mit ihm der Dry January: Eine Zeit, in der viele Menschen bewusst auf Alkohol verzichten. Der Trend beschränkt sich jedoch mittlerweile nicht mehr nur auf einen Monat im Jahr. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer entscheiden sich aus unterschiedlichen Gründen für Alternativen zu alkoholischen Getränken.
Entsprechend kommen ständig neue alkoholfreie Getränke auf den Markt. Egal ob Weiss- oder Rotwein, Rosé oder Schaumwein: Jegliche Weinvariante ist auch in der rauschfreien Version erhältlich.
Alkoholfreier Wein wird aus regulärem Wein hergestellt, dem der Alkohol auf schonende Weise entzogen wird. Gängig sind dafür zwei verschiedene Verfahren, die es ermöglichen, den Geschmack und die Aromen des Weins weitgehend zu erhalten.
Bei der Vakuumdestillation wird der Wein auf 30 bis 35 Grad erhitzt, sodass der Alkohol verdampft. Bei der Umkehrosmose wird der Wein durch spezielle Filter geleitet, die den Alkohol heraustrennen. Für beide Verfahren braucht es entsprechende Produktionsanlagen.
Ein häufig geäusserter Vorbehalt gegenüber alkoholfreiem Wein ist, dass er geschmacklich nicht mit seinen alkoholhaltigen Pendants mithalten kann. Tatsächlich ist es eine Herausforderung, den komplexen Geschmack eines Weins ohne Alkohol vollständig zu reproduzieren, da Alkohol ein wichtiger Träger von Aromen ist.
Aufgrund der hohen Kosten gibt es bisher kaum Schweizer Winzerinnen und Winzer, die alkoholfreien Wein anbieten. Dennoch ist das Thema sehr präsent – etwa beim Traditionshaus Mauler in Môtiers (NE). Das 1829 gegründete Weingut ist vor allem auf Schaumweine spezialisiert. «Aktuell beschäftigen wir uns stark mit alkoholfreiem Wein», sagt Direktor Caleb Grob.
Bisher führt das Unternehmen unter der Linie Cadet Mauler verschiedene alkoholfreie Traubensäfte, die mit Kohlensäure versetzt sind. Es stehe jedoch zur Diskussion, die Linie um «richtige» Weine zu ergänzen, die im letzten Produktionsschritt entalkoholisiert werden.
Als Schaumwein-Hersteller biete sich dies besonders gut an, sagt Caleb Grob. Dank der Kohlensäure sei es einfacher, ein alkoholfreies, aber dennoch geschmacklich überzeugendes Produkt herzustellen, als es etwa bei Rotwein der Fall sei. Der Mauler-Direktor ist überzeugt, dass der Markt von alkoholfreien Weinen in der Schweiz weiter wachsen wird. Die Nachfrage sei klar vorhanden.
Doch die Kosten sind eine Herausforderung: «Es handelt sich um ein teures Produkt: Man muss zuerst normalen Wein herstellen und ihm anschliessend den Alkohol entziehen», sagt Grob. Kaum eine Kundin oder ein Kunde ist jedoch bereit, für Wein ohne Alkohol tiefer in die Tasche zu greifen als für solchen mit.
Kommt hinzu, dass in der Schweiz derzeit noch fast keine Produktionsanlagen in Betrieb sind, mit denen Wein entalkoholisiert werden kann. Eines der wenigen bestehenden Produkte nennt sich «ZERO» und wird seit Dezember 2024 vermarktet. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit des Waadtländer Weinguts J. & M. Dizerens in Lutry, dem Önologen Alexandre Moren vom Unternehmen Oeno-Tech in Vétroz und Jean-Daniel Varone.
Ein weiteres Projekt kommt vom Start-up La Vigneronne: Dieses plant das erste Schweizer Zentrum für Entalkoholisierung in Perroy (VD). Die dortige Anlage soll dereinst allen interessierten Schweizer Winzerinnen und Winzern offenstehen. Noch ist das Projekt auf der Suche nach Geldgebern.
Gleichzeitig hat La Vigneronne angekündigt, den ersten alkoholfreien IP-Suisse-zertifizierten Rosé zu entwickeln. Der Verkaufsstart ist für März 2025 geplant. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Auswahl an alkoholfreiem Schweizer Wein in diesem Jahr sicherlich zunehmen wird.
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