Marc Almert, wie kann man als Gastgeber bei Ihnen punkten, wenn es um die Weinauswahl geht?
Mir gefällt, wenn derjenige, der den Wein ausschenkt, eine Geschichte zum Wein erzählen kann. Vielleicht war er am Tag der offenen Weinkeller vor Ort oder durfte die Familie kennenlernen, die den Wein gemacht hat. Eine persönliche Verbindung zum Wein ist immer spannend.
Besonders für einen Anlass wie Weihnachten?
Vor den Festtagen macht man sich oft viele Gedanken, was es zum Essen gibt. Ich finde es charmant, wenn sich die Gastgeberin oder der Gastgeber genauso Gedanken macht, was es zum Trinken gibt. Und nicht einfach in letzter Minute im Supermarkt eine Flasche kauft.
Was ist die wichtigste Regel, um einen Wein zu einem Gericht auszusuchen?
Zu einem schweren Gericht sollte man keinen leichten Wein servieren, und umgekehrt. Es ist schwierig, zu einem intensiven Schmorgericht einen leichten, fruchtbetonten Chasselas zu trinken. Wenn das Gericht oder der Wein zu dominant ist, geht das andere unter. Der Wein und die Speise sollten sich gegenseitig ergänzen oder gar verbessern.
Haben Sie weitere Tipps?
Man sollte sich überlegen, wen man zu Weihnachten erwartet. Wenn die Familie aus Weinfreaks besteht, kann ich auch speziellere Weine, etwa einen Naturwein, servieren. Wenn es eine gemischte Runde ist, würde ich Weine wählen, die für viele Geniesserinnen und Geniesser Charme haben und nicht ganz so freaky sind.
Was ist Ihr liebster Ratschlag fürs Food-Wine-Pairing?
Unverkrampft zu sein! Der beste Tipp, den ich bekommen habe, ist, ein Glas Wein zu trinken und alles, das im Kühlschrank steht, dazu zu probieren. Sei es ein Stück Käse, Schinken, ein Joghurt, eine Frucht oder eine Karotte. So merkt man schnell, was passt und was nicht.
Welche sind die häufigsten Fehler bei der Wein-Essen-Kombi?
Zuerst muss ich ausholen: An Weihnachten drehen viele Menschen ihre Heizung hinauf, was dazu führt, dass sie die Rotweine zu warm servieren. Deshalb sollte man sie vor dem Servieren kurz in den Kühlschrank stellen. Ausserdem sollte man den Wein in einem halbwegs grossen Glas servieren, sonst kann er sich nicht entfalten. Bei der Wein-Essen-Kombi kann man dann gar nicht so viel falsch machen. Das Thema Wein wird oft zu verkopft und kompliziert dargestellt.
Nehmen wir einige Schweizer Weihnachtsklassiker. Welchen Wein empfehlen Sie zum Fondue Chinoise?
Wenn man Weisswein möchte, finde ich Petite Arvine spannend, weil er Würze und eine gewisse Kräuterigkeit mitbringt. Wenn man Rotwein bevorzugt, würde ich zu einem Syrah oder Cornalin greifen.
Was passt zu Vorspeisen mit Räucherlachs?
Wenn man noch Sauerrahm zum Lachs gibt, finde ich Chardonnay sehr schön, zum Beispiel aus der Bündner Herrschaft. Wenn sie etwas kraftvoller ausgebaut sind, können auch Pinot Blanc oder Pinot Gris Spass machen.
Beliebt ist auch das Filet oder der Schinken im Teig – welcher Wein harmoniert da gut?
Pinot Noir, gerade wenn er einen leichten Holzeinsatz mitbringt, könnte da wunderbar passen. Gut vorstellen kann ich mir auch einen Humagne Rouge.
Wozu servieren Sie einen Schweizer Schaumwein?
Der passt gut zu Vorspeisen mit Krustentieren, also etwa Crevetten. Auch zu einer Terrine oder Pastete kann ein Schaumwein eine überraschend gute Wahl sein.
Was passt zum Waadtländer Chasselas?
Die Klassiker sind Raclette oder Käsefondue, aber man kann noch viel mehr damit kombinieren. Etwa ein erdiges Pilzgericht. Er passt hervorragend zu Fisch in einer Rahmsauce. Und zu leichten Röstaromen ist ein gereifter Chasselas ideal.
Welches Gericht kochen Sie zu einem Pinot Noir aus der Deutschschweiz?
Sehr gut vorstellen kann ich mir das vorhin erwähnte Filet im Teig. Oder auch eine klassische Weihnachtsgans.
Zu einem Petite Arvine aus dem Wallis?
Eine Vorspeise, für die ein bisschen mehr Aromatik nötig ist. Also etwa Lachs oder Kaviar, falls man etwas ganz Edles möchte. Und er passt zu Gerichten, die eine fruchtige Komponente haben, zum Beispiel ein mit Früchten angereicherter Salat.
Was kombinieren Sie zu einem Tessiner Merlot?
Angebratenes Fleisch, Filet oder Steak– besonders, wenn der Merlot einen leichten Holzeinsatz hat.
Zu einem Œil de Perdrix aus der Drei-Seen-Region?
Wenn es eine leichte, junge Version ist, geht Œil de Perdrix gut zum Apéro. Wenn er mehr Kraft mitbringt, passt er zu Fischvorspeisen oder vegetarischen Gerichten.
Und was passt zu einem Gamay aus Genf?
Gamay ist toll, wenn man auch zum Fisch Rotwein trinken möchte – er ist frisch genug und nicht so tanninlastig. Gut gehen auch leichtere Fleischgerichte, etwa Poulet.
Haben Sie einen Tipp für eine unerwartete Kombi?
Die vielen Traubensorten der Schweiz sind ein wahrer Schatz. Sie könnten einen Räuschling aus Zürich zum Aperitif servieren, einen Completer zu einem kräftigen Fischgericht oder einen Cornalin zu einem würzigen Fleischgericht. Diese seltenen Trauben sorgen für schöne Überraschungen.
Was landet bei Ihnen selbst an Weihnachten im Glas?
Zum Geschenkeauspacken finde ich Schaumwein grandios. Besonders mag ich reinsortige und leicht gereifte Schaumweine aus dem Wallis oder aus der Bündner Herrschaft. Was ich an Weihnachten häufiger trinke als sonst, ist Süsswein – etwa zu einem tollen Dessert oder einer Käseplatte.
Muss es an den Festtagen ein besonders exklusiver Wein sein?
Gerade bei einer grösseren Runde ist es sicher besser, wenn der Wein nicht zu teuer ist. Es sollte niemand das Gefühl haben, viel Geld für den Wein ausgeben zu müssen und unbedingt das richtige Pairing zu finden. An Weihnachten geht es um Geselligkeit, da sollte man es nicht unnötig kompliziert machen.
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