Weinlese in Trasadingen: Katja Waldmeier über die harte Arbeit hinter dem Genuss

Katja Waldmeier führt mit ihrem Mann das Weingut & Fasshotel in Trasadingen (SH). Die Weinlese ist für sie die schönste Zeit im Jahr – aber auch die anstrengendste.

© Weingut Waldmeier
Tuesday 03 Sep 2024 Nachhaltigkeit

Katja Waldmeier, wie steht es aktuell um Ihre Trauben?

Wir befinden uns in der Vorbereitung und beobachten, wie sie sich entwickeln. Leider haben wir nicht so ein tolles Jahr: Zuerst gab es viel Frost, danach hatten wir mit Mehltau zu kämpfen. Immerhin haben wir nicht ganz so starke Hagelschäden –manche Weingüter in der Region haben bis zu 100 Prozent Ausfall erlitten.

Welches Wetter wünschen Sie sich für die letzten Wochen vor der Weinlese?

Es braucht ein Gemisch aus viel Sonne und wenig Regen. Die Trauben sind aktuell ziemlich klein, und es wäre schön, wenn es noch etwas vorwärtsgeht. Letztes Jahr haben wir bereits Anfang September die ersten weissen Trauben geerntet, das wird dieses Mal nicht der Fall sein. Eher wird die Weinlese bis in den Oktober hineingehen.

Wie entscheiden Sie, an welchem Tag Sie mit der Weinlese beginnen?

Entscheidend ist der Oechslegehalt (Zuckergehalt im Most). Um diesen zu ermitteln, nehmen wir die sogenannte 100er-Probe: Wir pflücken 100 Beeren und messen den Zuckergehalt des Saftes. So bestimmen wir, wann es losgehen kann. Unsere grossen Abnehmer legen selbst fest, wie viel Oechslegehalt die Trauben haben müssen, die wir an sie liefern.

Katja Waldmeier

In welcher Reihenfolge ernten Sie die verschiedenen Traubensorten?

Wir beginnen mit den Tafeltrauben sowie den weissen, frühreifen Sorten. Zu den ersten gehören Riesling-Sylvaner und gewisse Piwi-Sorten. Die Roten kommen erst später, und der Pinot Noir macht den Abschluss.

Worauf achten Sie bei der Weinlese?

Je nach Wetter müssen wir zwischen der Ernte der weissen und roten Sorten einen Stopp einlegen oder können nahtlos weiterarbeiten. Falls es viel regnet, müssen wir den Zustand der Trauben genau überprüfen. Sie dürfen nicht faulen – jedoch auch nicht eintrocknen, wie es bei starker Trockenheit passieren kann. Nicht zuletzt müssen wir kontrollieren, dass wir keinen Befall durch die Kirschessigfliege haben.

Welcher ist Ihr liebster Moment während der Weinlese?

Wenn alles gut läuft, niemand eine Schnittverletzung hat und das Traubengut schön ist, sodass man nicht gross sortieren muss. Es ist das Schönste, wenn man einfach stetig schneiden kann.

Weingut Waldmeier

Wie viele Erntehelferinnen und -helfer unterstützen Sie?

15 bis 20 Leute. Die brauchen wir, um eine gewisse Menge pro Tag abschneiden zu können. Wir haben sehr gute und schnelle Helferinnen und Helfer, die seit Jahren zu uns kommen. So macht das Arbeiten Spass.

Welche Bedeutung hat die Weinlese für Sie?

Es ist die härteste und schwerste Arbeit, gleichzeitig aber auch die schönste. Schliesslich sieht man dabei das Ergebnis eines ganzen Jahres. Es ist nicht so «la dolce vita», wie manche Städter vielleicht meinen. Während zwei Wochen arbeiten wir fast durchgehend, und am Abend sind wir immer sehr müde.

Wie geht es anschliessend im Keller weiter?

Nach dem Abbeeren landen die Trauben im Tank. Im Keller hat mein Mann das Sagen, er ist Weintechnologe. Bis die Gärung durch ist, gibt es immer etwas zu tun. So muss er jeden Tag den Oechslegrad und die Temperatur des Mosts messen. Das ist durchaus heikel, denn wenn er nicht genau hinschaut, kommt der Wein am Ende nicht so heraus, wie wir ihn gerne haben möchten.

Was sollte man wissen, bevor man sich selbst als Erntehelferin oder -helfer in die Reben wagt?

Man sollte gerne draussen in der Natur arbeiten, und das bei jedem Wetter. Es braucht Wanderschuhe und körperlich sollte man einigermassen fit sein. Unsere Rebberge weisen bis zu 65 Prozent Neigung auf. Für Einsteiger kann es irritierend sein, dass wir ein rechtes Tempo haben. Doch das ist kein Problem, wir nehmen Rücksicht auf alle. Grundsätzlich haben wir es immer lustig und schwatzen miteinander. Während der Weinlese bildet sich ein richtiger Teamgeist. Aber man darf es nicht unterschätzen: Es ist streng.

Entdecken Sie das Weingut von Katja Waldmeier und ihrem Mann während der Veranstaltung «Am Puls der Ernte» Ende September! Mehr Informationen finden Sie hier.

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